Einmal um die Welt mit Heineken

Ob Bahamas, Bora Bora oder Campingplatz in Holland: bei der Getränkewahl rund um den Globus ist die Wahrscheinlichkeit gar nicht so gering, ein Heineken serviert zu bekommen. Lebensmittelmagazin.de war in der Heineken-Experience mitten in Amsterdam. 

Wenn schon seine königliche Hoheit in der Jugend unter dem Namen “Prinz Pilsje” bekannt war, kann man davon ausgehen, dass sich Bier in den Niederlanden großer Beliebtheit erfreut. Dort, wo in Amsterdam die Touristendichte an den Grachten erheblich hoch ist, steht die ehemalige Heineken-Brauerei von 1867. Denn ihren Produktions-Hauptstandort hatte Heineken bereits 1988 vollständig nach Südholland verlagert. Wurden früher 72.000 Flaschen pro Tag produziert, sind es heute eine Million pro Stunde. Touristinnen und Touristen aus aller Welt besuchen jährlich die Heineken-Experience, das firmeneigene Museum zur Geschichte der Marke, gleichzeitig immersives Spektakel und Partylocation in einem. Junge, liebenswürdige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen die Besucherinnen und Besucher zunächst durch die Geschichte von Heineken. 

Sternstunden

1864 erwirbt mit elterlicher Hilfe der damals 22-jährige Gerard Adriaan Heineken die bis dahin größte Brauerei De Hooiberg in Amsterdam und zieht nur wenige Jahre später an die bekannte Adresse. Gute zehn Jahre später erhielt Gerard Heineken eine Goldmedaille (Medaille d’Or) für sein Bier auf der Ausstellung im Palais d’Industrie in Paris, was ihm den Zugang zum französischen Markt eröffnete. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg war der französische Markt offen für neue Bierlieferanten und Heineken nutzte diese Gelegenheit. 1889 war Heineken in Paris mit einer Taverne Hollandaise, einem Café-Restaurant auf dem Champ de Mars, vertreten, wo Besucherinnen und Besucher auch Bier probieren konnten. 

Die Medaille d’Or findet man übrigens heute noch auf den Flaschenetiketten. Das Heineken-Logo selbst stammt aus dem Jahr 1954, entworfen vom späteren CEO Alfred Heineken. Der rote Stern im Logo bezieht sich übrigens nicht, wie einst der ungarische Präsident kritisierte, auf den Kommunismus, sondern steht für die Arbeitsschritte beim Brauen und die Qualitätskontrolle. 

Die Goldmedaille (Medaille d’Or)
Foto: Johannes – lebensmittelmagazin.de

Dabei ist der Stern ein traditionelles Brauerei-Symbol, wenn gleich mit einem Zacken mehr: Der Brauerstern, auch bekannt als Zoiglstern, ist ein sechszackiger Stern, der aus zwei übereinander gelegten Dreiecken besteht. Er symbolisierte ursprünglich die drei Elemente, die für das Bierbrauen benötigt werden: Feuer, Wasser und Luft bzw. später Wasser, Malz und Hopfen. Hefe gehörte ursprünglich nicht dazu.

Mit deutscher Hilfe

Gezielter Einsatz und Erforschung von Bierhefe gibt es erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Hier verwendet Heineken beispielsweise eine eigene exklusive Hefe, die in allen Heineken Brauereien weltweit verwendet wird, die A-Hefe®. Sie soll für den besonders fruchtigen Geschmack verantwortlich sein. 1886 holte sich das niederländische Unternehmen Hilfe von deutschen Brauern, um vom bisher obergärigen Bier zur Produktion von untergärigem Lagerbier zu wechseln.

A-Hefe und Zutaten des Biers
Foto: Johannes – lebensmittelmagazin.de

Der Hopfen für Heineken in den Niederlanden kommt aus Frankreich. Auch wenn die Hefe in allen 165 Brauereien in 70 Ländern die identische A-Hefe ist, so sind Gerste und Hopfen jeweils aus regionalen Quellen, die unter Berücksichtigung der Qualitätsansprüche ausgewählt werden.

Die Besucherinnen und Besucher erfahren von den Mitarbeitenden, wie Bier gebraut wird – und erleben die biochemischen Prozesse anschließend direkt im Sudhaus, vor acht alten Kupferkesseln, zum Anschauen und vor allem zum Riechen: ein hefiges Vergnügen.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Heute gibt es laut eigenen Angaben 165 Brauereien in 70 Ländern, die ihr Bier in über 190 Länder exportieren – nur im Iran und in Russland wird man aus religiösen oder politischen Gründen wohl kaum fündig. Dieser Exporterfolg begann zunächst mit den Kolonien. Heineken war eine der ersten europäischen Brauereien, die Bier nach Südostasien exportierte, wie beispielsweise nach Niederländisch-Indien, das heutige Indonesien. In den 1910er-Jahren wurde Heineken in den amerikanischen Markt exportiert, bis dass 1919 die amerikanische Prohibition, das allgemeine Alkoholverbot, buchstäblich den Hahn zudrehte. 

Dementsprechend wichtig war 1933, nach der Aufhebung der Prohibition in den USA, die Wiederaufnahme der Exportbeziehungen und Heineken war das erste importierte Bier, das offiziell in die Vereinigten Staaten geliefert wurde. Der Coup war entscheidend, denn der amerikanische Markt entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem der wichtigsten Exportziele Heinekens. Nach dem zweiten Weltkrieg baute Heineken bis in die 80er Jahre gezielt seine Präsenz in Übersee aus, vor allem den Export nach Afrika, Südamerika und die Karibik. In vielen Regionen ohne eigene Brauereien wurde Heineken zur Premium-Marke mit lokalem Prestige – zunächst als Exportbier, später zunehmend auch vor Ort gebraut durch Lizenzpartner. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs Ende der 1980er-Jahre öffnete sich schließlich auch Osteuropa für den Export.

Geschichte in Fotos
Foto: Johannes – lebensmittelmagazin.de

Die Marke Heineken selbst wird in mehr als 190 Staaten vertrieben – damit ist sie das weltweit am weitesten verbreitete Premiumbier und das Unternehmen Heineken ist mit all seinen Marken wie Amstel, Tiger, Birra Moretti, Sol, Edelweiss und Desperados zweitgrößter Bierexporteur weltweit. 2023 flossen rund 245 Millionen Hektoliter Heineken, mit und natürlich inzwischen ohne Alkohol. 

Statt Wodka Martini

Von zentraler Bedeutung für das Marketing ist das Sportsponsoring. Heineken ist seit über 25 Jahren Partner der UEFA Champions League und offizieller Bier-Lieferant bei der Formel 1. Auch hier spielt die Musik: Heineken ist weltweit Sponsor von Festivals – etwa dem Sónar in Barcelona oder Coachella in den USA. Denkwürdigster Marketing-Coup bleibt vermutlich das Sponsoring „im Dienste ihrer Majestät”. James Bond trinkt im Kinofilm Skyfall Heineken statt Wodka Martini, geschüttelt, nicht gerührt.

James Bond und das Sponsoring
Foto: Johannes – lebensmittelmagazin.de

Noch ein letzter Kommentar zur Heineken-Experience: während man am Ende der Führung gemeinsam mit einem Glas Heineken anstieß, konnte man, nach der darauffolgenden rasanten Virtual Reality-Show, die aus Biertrester gepressten Chips, die man zur Belohnung für erfolgreiche Quizfragen während der Führung bekam, in Bier umsetzen. Vermutlich ist das der Grund, warum der Besuch der Heineken-Experience streng erst ab 18 Jahre ist.

Artikel-Teaserbild (oben): gpointstudio – elements.envato.com

About Johannes

Johannes schreibt seit 2019 als Reporter für lebensmittelmagazin.de. Seine Themenschwerpunkte sind Lebensmittelhandwerk, Lebensmittelindustrie und Gastronomie und hier besonders Nachhaltigkeit und Trends. Zudem ist er für die Berichte vor Ort zuständig.

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