Hafer, Mandel, Erbse oder Kuh – diese gerade in Berliner Cafés oft gestellte Frage sollte keinen Gegensatz mehr darstellen, zumindest aus der Sicht der Initiative Milch. Zur Aufklärung darüber steht jetzt ein Kühlschrank mitten in der Mall of Berlin. Lebensmittelmagazin.de hat mal reingeschaut.
Anscheinend wird es zur guten Tradition, dass, sobald in Berlin der Sommer kommt, irgendwo im Stadtgebiet ein überdimensionaler Kühlschrank auftaucht mit dem Ziel, Verbraucherinnen und Verbraucher zu informieren. Letztes Jahr vom damaligen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, dieses Jahr von der Initiative Milch.


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Trendig, körperbewusst oder gewissensentscheidend
„Welcher Kühlschranktyp bist du?”, will die Initiative Milch von den Verbraucherinnen und Verbrauchern wissen. Die Initiative Milch ist seit 2021 eine Branchenkommunikationskampagne der deutschen Milchwirtschaft, die von Milchbäuerinnen und -bauern sowie Molkereien getragen wird. Ihr Ziel ist es, Menschen für Milch zu begeistern und das Vertrauen in dieses Lebensmittel zu stärken.
Als Ergebnis einer Verbraucherstudie unter 20.000 Verbraucherinnen und Verbrauchern in deutschen Haushalten im vergangenen Jahr hat das Nielsen-Unternehmen sieben verschiedene Konsumententypen identifiziert, wovon insbesondere drei die jüngeren deutschen Haushalte repräsentieren: der Trendige, der Körperbewusste und der Gewissensentscheider.
- Die und der Trendige sind besonders offen für Neues und haben ein großes Interesse an Trends. Sie oder er ist dabei sehr neugierig und experimentierfreudig.
- Die und der Körperbewusste achten auf den eigenen Körper, das Wohlbefinden und die Gesundheit. Sie oder er hat ein großes Interesse für Ernährung und Nährstoffe der Lebensmittel.
- Und zu guter Letzt: Die und der Gewissensentscheider/Gewissensentscheiderin legen Wert auf Regionalität, Bio-Kriterien und Siegel. Sie oder er hat ein großes Interesse für Tierwohl und Umweltschutz.
Milch, mal anders
Unter dem Motto „Der diverse Kühlschrank“ beleuchtet die Initiative Milch, basierend auf den Nielsen-Daten, das Konsumverhalten deutscher Haushalte in Bezug auf Milchprodukte und pflanzliche Alternativen. Dabei zeigt sich in Bezug auf Milchprodukte, dass deren Konsum stabil bleibt, sich jedoch verschiebt. Besonders junge Konsumentinnen und Konsumenten greifen vermehrt zu Produkten wie Eiskaffee, Trinkmahlzeiten, Kefir, Ayran und Trinkjoghurt. Dabei sind High-Protein-Produkte bei unter 30-Jährigen besonders beliebt. Gerade als Proteinquelle sind Molkereiprodukte, eben wie Joghurt, Hüttenkäse oder Quark wichtig.
Klassische Milch wird etwas weniger getrunken, dafür spielen jetzt beispielsweise Kefir und Ayran als probiotische Lebensmittel, die als gut für die Darmgesundheit gelten, vermehrt eine Rolle. Die wichtigste Aussage für die Initiative bleibt aber die Erkenntnis, dass bei der Frage, ob pflanzlich oder von der Kuh, der Gegensatz so gar nicht besteht. Denn 34 Prozent der Haushalte in Deutschland kaufen sowohl traditionelle Milch- und Käseprodukte als auch pflanzliche Drinks. Lediglich neun Prozent der Käuferinnen und Käufer pflanzlicher Drinks verzichten vollständig auf Trinkmilch, während 63 Prozent der Milchkundinnen und -Kunden ausschließlich Milchprodukte konsumieren.
Damit blieb die private Nachfrage nach Trinkmilch nahezu stabil, bei einem Minimalrückgang von 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Immerhin machten pflanzliche Alternativen inzwischen rund 14 Prozent des gesamten Trinkmilchabsatzes aus.
Weniger erfolgreich für die Alternativen sieht es im Vergleich bei anderen Molkereiprodukten aus: Käse genießt im Vergleich zu pflanzlichen Alternativen nach wie vor Popularität in der Bevölkerung mit einem Wachstum von 2,3 Prozent, während Käsealternativen einen Rückgang von 7,8 Prozent erlitten – da ist definitiv noch Luft nach oben.

Milch mit Glam
Zum Auftakt des diversen Kühlschranks holte sich die Initiative Milch prominente Unterstützung, um bei gefühlt kühlschrank-ähnlichen Temperaturen darüber zu diskutieren, was man bei Moderatorin Ruth Moschner, Schauspielerin Mirja du Mont, ihren Kindern Tara (24) und Fayn (19), Köchin Felicitas Then (erste „The Taste“-Gewinnerin und Food-Bloggerin) sowie Kerstin Wriedt, Geschäftsführerin der Initiative Milch, so im Kühlschrank findet. Bei Ruth Moschner und Familie du Mont sind die Kühlschränke aktuell eher leer aufgrund ihres pendelnden Lebensstils. Hier appelliert Moschner auch an die Verbraucherinnen und Verbraucher, um sich gegen Lebensmittelverschwendung zu engagieren, die Einkäufe jeweils anzupassen: „In meinem Kühlschrank ist gerade länger haltbare Erbsenmilch und ich habe Butter eingefroren.”

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Felicitas Thens Kühlschrank hingegen scheint die kunterbunte Inspirationsquelle mit Zutaten aller Art schlechthin zu sein, jederzeit bereit für neue Kreation. Kerstin Wriedt offenbart WG-ähnliche Zustände im Kühlschrank mit getrennten Joghurts mit ihrem Ehemann – jedem nach seiner Fasson.
Subjektiv absolut nachvollziehbarer Weise, konnten sich alle Talkgäste auf das Stück Butter einigen, ob zum spontanen Backen wie bei Felicitas Then oder aufgrund mangelnder guter pflanzlichen Alternativen wie bei Ruth Moschner.
Milch oder Pflanzendrink?
Talk-Host Tarik Tesfu versuchte zu ermitteln, mit welchen Konsumententyp sich die jeweiligen Gäste identifizieren müssten, allerdings relativ erfolglos, denn irgendwie kann man sich als Individuum in jeder Kohortenbeschreibung wiederfinden.

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Für Mirja du Mont, die im Rahmen einer Ausbildung an der Tierärztlichen Hochschule auch Milchkunde und Ernährungswissenschaften lernen konnte, steht der Genuss im Vordergrund: als Alternative zu Kaffee und Tee genießt sie täglich ihren Kakao, der ihr nach Vergleichen nur in Kuhmilch schmeckt. Außerdem gehört sie zu denjenigen, die, ihrer Darmgesundheit bewusst, trendige Lebensmittel wie Kefir genießen.
Die Kinder Tara und Fayn als Gen Z-Repräsentanten konnten den Konflikt recht eindrucksvoll darstellen. Sie trinken, wie vermutlich viele ihrer Generation, meist pflanzliche Alternativen wie Kokosmilch. Einer der Hauptgründe sind Nachhaltigkeitsaspekte. Sohn Fayn sieht vor allem verhärtete Fronten mit Slogans wie „Milchtrinker sind Mörder“ problematisch. Durch das mütterliche Vorbild sind Tara und Fayn Du Mont allerdings offen gegenüber Molkereiprodukten.
Felicitas Then schwärmt darüber hinaus noch davon, dass Milchprodukte in vielen Kulturen weltweit eine Rolle spielen und man dadurch die Möglichkeit hat, diese Vielfalt genießen zu können, sie dachte dabei zum Beispiel an griechischen Feta oder Ayran aus der Türkei.


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Wichtig sei es laut einhelliger Meinung, darauf zu achten, dass Milch, Joghurt, Käse und Co. für sie aus ökologischer Tierhaltung kommt, unter dem Vorbehalt, dass sie wirtschaftlich in der Lage sind, sich dies auch leisten zu können.
Hier appelliert Ruth Moschner vor allem an die Politik, mit Subventionen nachhaltige Landwirtschaft zu fördern, um deren Preis für die Verbraucherinnen und Verbraucher erschwinglicher zu machen. Mirja du Mont weist darüber hinaus auf die Bevorzugung regionaler Produkte hin, wie in ihrem Fall Hamburger Umland, bzw. Schleswig-Holstein.
Milchproduktion ohne Vorbehalte
Kerstin Wriedt von der Initiative Milch begrüßt die Argumente der Promis, auf Nachhaltigkeit und Regionalität zu achten und gibt angesichts der allgemeinen Vorbehalte gegenüber Milch zu Bedenken: „Milchproduktion generell geht nicht mit kranken und gestressten Tieren. Sie können sich sicher sein, dass unsere Landwirte bereit sind für die Vielfalt an Wünschen und Bedürfnissen der Verbraucherinnen und Verbraucher.” Damit bezieht sie sich auf regionale Konzepte, Informationsangebote und die Haltungsformkennzeichnung. Darüber hinaus lädt sie dazu ein, Milchhöfe in der Region zu besuchen, um sich selbst ein Bild von den dortigen Umständen zu machen.
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