Lecko Mio, Gelato Week 2025 

Wenn Berlin schon bundesweit berühmt berüchtigt für seine hippen Eiscremekreationen wie Dattel-Essiggurke ist, dann ist die „Gelato Week“ zum Einläuten der Eiscreme-Saison darauf wahrlich die perfekte Antwort. Lebensmittelmagazin.de nimmt seine journalistische Pflicht wahr und leckt sich mal so durch.

Zum sechsten Mal läutet die italienische Food-Agentur True Italian mit der Gelato Week vom 8. bis zum 14. Mai die Eiscreme-Saison in Berlin ein. Aber was heißt schon einläuten? Bei der Pressekonferenz wurde auf das Phänomen hingewiesen, dass inzwischen Klimawandelbedingt ganzjährig in Deutschland Eis genossen wird. „Das Ziel ist es, in der Wintersaison die Sockenläden und Lebkuchenverkäufe aus den Eisdielen rauszubekommen,” erklärt Bernd Strasser vom Hauptsponsor Babbi Srl mit einem Schmunzeln.

Grafik: Berlin Italian Communication

Bundesweite Schleckerei

Parallel dazu gibt es die Gelato Week übrigens in vielen weiteren Regionen Deutschlands, unter anderem im Alpenvorland, im Schwarzwald, im Münsterland und einigen anderen Regionen. 190 Eisdielen nehmen mittlerweile bundesweit teil und beweisen, wie kreativ die Zunft der handwerklichen Eisdielen ist. 

Für 1,50 Euro kann man sich in Berlin bei den 45, über das gesamte Stadtgebiet verteilten, teilnehmenden Eisdielen eine Kugel von der extra für die Gelato Week kreierten besonderen Eiscremesorte genehmigen. 

Vorkosten

Bei der Pressekonferenz hatten die Journalistinnen und Journalisten die Möglichkeit immerhin ein Dutzend der Eiscremesorten durchzuprobieren. Als spontaner Gewinner bei der Verkostung entpuppte sich die Eisdiele von Artigiani am Schlachtensee, die mit ihrer Cherry Queen 2.0, Sauerkirsch-Sorbet mit weißer Schokolade und Szechuanpfeffer, ein mehrdimensionales kaltes leckeres Vergnügen gezaubert hat.

Witzig war auch die zweite Sorte „Don’t call me Schlumpf”, Heidelbeere-Lavendel, wunderschön blau gefärbt mit Schmetterlingserbsenblüte. Man kann davon ausgehen, dass die Wackelzahn-Klientel vom Original-Schlumpfeis mit dem milden fruchtig-floralen Aroma nicht viel anfangen kann, dafür aber deren Eltern.

Gewinne, Gewinne, Gewinne

Wen alleine die mehr oder weniger verrückten Eiscreme-Kreation nicht locken können, der wird vielleicht durch den Wettbewerb motiviert, wahlweise via Instagram-Fotowettbewerb unter dem Hashtag #gelatoweek_germany bzw. dem tagging @Gelatoweek_Germany. Zu gewinnen gibt es eine dreitägige Italienreise, alternativ auch eine Teilnahme an der Gelato-Week-Pressekonferenz im kommenden Jahr – da weiß man gar nicht, was man sich wünschen soll. Alternativ hat man noch die Möglichkeit, beim Eiserwerb ganz analog Stempel auf seinem Plan zu kassieren, um dann mit drei Stempeln ebenfalls an einem Wettbewerb für Eiscreme-Gutscheine zu partizipieren. 

Zurück zu den Wurzeln

Auch wenn die Italiener die Tradition der Eiscreme für sich proklamieren, so lässt sich deren Geschichte weitaus früher im Orient verfolgen. Bereits 400 vor Christus genossen die Perser „Scherbet“ aus gefrorenem Rosenwasser, knusprigen Reisnüdelchen, Safran und Früchten. 

Daran erinnern auch ein paar Eisdielen: Alphi’s Eis in Pankow präsentiert Eiscreme mit dem Geschmack von Rosen-Cheesecake mit Pistazie. Inspiration war ein iranischer Käsekuchen. Auch die Spandauer Eisdiele Dolci e Salati benutzt iranischen Safran, hier zusammen mit amerikanischen Cranberries. Wo es politisch knirscht, bietet Eiscreme süße Harmonie.

Die schönste Erinnerung an ein Studentenpraktikum in Teheran lieferte allerdings „Safranliebe” von Café Roberta aus Charlottenburg. Bastani Sonati, die iranische Antwort auf Fürst-Pückler-Schnitte, aus Safran, Rosenwasser sowie Pistazien war hier Vorbild. Kein Wunder, die Besitzer des Cafés sind Perser. Tara Paimghambari erklärt: „Eis ist auch Politik für uns. Mit unserem Eis wollen wir Solidarität mit der iranischen Bevölkerung bekunden, die unter dem Regime leidet.” In ihrer Eistheke gibt es zudem Gurkeneis mit Minzeessig, da muss man mal vorbei.

Ähnlich luxuriös wie Safran fällt Trüffeleis bei Chipi Chipi Bombón in Friedrichshain aus. Aber warum nicht, was zu Pasta oder Leberpastete passt, kann im Eis nicht so falsch sein.

In eine ganz andere Richtung, nämlich nach Südamerika, entführt die Eisdiele Peggy Bee in Friedrichshain. Zur Gelato week gibt es dort das in Südamerika populäre Dulce de Leche-Eis mit pinkem Salz und schwarzer Schokolade. Dazu wird die Geschichte von einem havarierten, mit Salz beladenem Handelsschiff vor Kap Horn erzählt. Übrigens gilt Dulce de Leche als Lieblings-Eiscreme des jüngst verstorbenen argentinischen Papstes Franziskus.

Neuzugänge

Dieses Jahr sind auch neue Eisdielen dabei, wie beispielsweise La Pallina am botanischen Garten, die ein Golden Milk-Eis servieren, aus Hafer- und Kokosmilch mit Kurkuma, Ingwer und Pfeffer. 

Auch neu ist das Sen & Ben Eiscafe, die ein ausgesprochen leckeres, fruchtiges und gar nicht so knatschgrünes Kiwi-Eis kreiert haben. Wenn man mal am Kreuzberger Kotti ist, sollte man die Gelegenheit dafür nutzen.

Ansonsten werden Kinder vermutlich am meisten auf das Harry Potter Eis „Butterbier” bei Spoonful im Graefekiez anspringen, während für deren Eltern Aperol-Eis bei Tanne B am Marheinekeplatz wartet. 

„Butterbier“ von Spoonful – ein Eis wie aus der Winkelgasse
Fotos: Berlin Italian Communication

Was geht

Den Wettbewerb, wer die ausgefallenste Kreation vorweisen kann, bestreiten vorab Spoonful in Friedrichshain mit Speck/Karamell/Ahornsirup, Parmesan/Birnenmarmelade bei Gianni Eis in Moabit und Rote Bete/Wasabi bei Kiez & Kugel im Kreuzberger Wrangelkiez. Schön, wenn solch waghalsige Absurditäten dann auch noch schmecken. Dementsprechende Wünsche des Autors fürs nächste Jahr wären: Blutwurst-Apfelmus, Kimchi-Ricotta oder Wakame-Gurke-Ingwer…

Artikel-Teaserbild (oben): Johannes – lebensmittelmagazin.de

About Johannes

Johannes schreibt seit 2019 als Reporter für lebensmittelmagazin.de. Seine Themenschwerpunkte sind Lebensmittelhandwerk, Lebensmittelindustrie und Gastronomie und hier besonders Nachhaltigkeit und Trends. Zudem ist er für die Berichte vor Ort zuständig.

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