Prosciutto, Provolone und Prosecco – Bei der „Dispensa della Mamma“ feierte das italienische Feinkosthaus Mammafiore in Zusammenarbeit mit der Agentur True Italian aus Berlin das Handwerk, die Qualität und die Herkunft von Spezialitäten jenseits der Alpen. Lebensmittelmagazin.de hat sich einmal durchprobiert.
Wohl dem, der dabei an „Futtern wie bei Muttern“ dachte, denn das Messe-Motto „Dispensa della Mamma“ bedeutete „Vorratskammer der Mutter“. Damit sind jedoch nicht selbstgemachte Erdbeermarmelade und Apfelkompott im Weckglas gemeint, sondern vielmehr jene besonderen Spezialitäten und Leckerbissen, die man nur schwerlich im Supermarktregal finden kann.
Kleine Produzenten aus allen Regionen Italiens präsentierten Spezialitäten: Olivenöle, Käse, Wurstwaren, Pasta und Süßspeisen, bei denen man die jeweilige Landschaft förmlich schmeckte. Das aus Barcelona stammende Unternehmen Mammafiore, ein Distributor für italienische Feinkost, stellte nach hier zum ersten Mal eine Messe aus, klein aber fein, nach erfolgreichen Beispielen in London, Paris und Barcelona.
Barocke Opulenz
Direkt am Eingang begrüßte eine üppig gedeckte Tafel die Gäste mit einer Vielfalt an Köstlichkeiten aus dem Hause Mammafiore, von A wie Antipasti – eingelegte Tomaten, gegrilltes Gemüse wie Zucchini und Auberginen – bis Z wie Zwiebelzöpfe. Auch wenn es wie ein barockes Stillleben anmutete, lud es hier und da zum Probieren ein. Nicht nur wunderschön, sondern auch sehr lecker.

Foto: Johannes S.
Rechterhand hatten die Gäste die Qual der Wahl: Unter dem Motto „Wine Not?“ präsentierten die Experten von Vi Enology, der Weinabteilung bei Mammafiore, über 13 Weingüter und Projekte. Sie boten natürliche und minimal verarbeitete Weine, Orange Wine und Co., aus Italiens besten Weinregionen an, die fast die komplette Wand entlangzogen.
Genau am anderen Ende des Raumes dürften sich Naschkatzen gefreut haben, denn dort gab es gefühlt die gesamte Bandbreite italienischer Desserts, Dolcis, vom Dessert-Unternehmen Acquaviva. Zu sehen waren zum Frühstück gehörende Cornettos, Hörnchen – wahlweise natur oder mit Schokolade bzw. Pistazie gefüllt – über die üblichen Desserts wie Tiramisu, Tartufos und Zitronentörtchen. Diese passten hervorragend zum Kaffee, den es praktischerweise einen Stand weiter gab.

Foto: Johannes S.
Jenseits von Bärchenwurst
Einem Gemälde entsprungen schien auch die Porchetta, Spanferkel mit pittoreskem Apfel in der Schnauze, von Leoni Isabella, aus dem römischen Umland, unweit des Castel Gandolfo, dem Sommersitz des Papstes. Abgesehen von der geschützten geografischen Angabe, wurde diese knusprige Spezialität vom Gambero Rosso, der italienischen Antwort auf den Gault-Millau, ausgezeichnet.

Foto: Johannes S.
Im selben kulinarischen Reiseführer findet man auch die Mortadella Favola Gran Riserva von Palmieri. Für diese imposante Mortadella bedarf es eines extra Schneiders, denn diese Wurstspezialität wird in eine Schweineschwarte maßgeschneidert eingenäht, was für eine besondere, sehr aromatische, fette Saftigkeit sorgte. Fast noch leckerer war allerdings die Mortadella al Tartufo, die wohl hierzulande auch sehr stark nachgefragt ist.

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Alles Käse
Mehr als nur eine schmackhafte Käseplatte gab es beispielsweise beim Stand von Lost, Looking for the Sustainability of Taste in Europa. Sie präsentierten traditionelle, fast vergessene Käsesorten, die in Europa durch handwerkliche Herstellung und regionale Milchproduktion erhalten werden können. Acht DOP-Käse aus fünf italienischen Regionen standen stellvertretend für diese Vielfalt, wie der Ossolano aus dem Piemont, ein fester Kuhmilchkäse aus kleinen alpinen Bergkäsereien, von dem oft nur wenige Laibe pro Tag entstehen. Erwähnenswert ist auch der Pecorino Siciliano, der als einer der ältesten europäischen Käse gilt. Ähnlich verhält es sich mit dem Piacentinu Ennese, ebenfalls aus Sizilien, einem leuchtend gelben Schafskäse mit Safran und schwarzem Pfeffer. Seine Ursprünge reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück.

Foto: Johannes S.
Es wäre viel zu schade, die vielen anderen Käse, die in Mammas Speisekammer präsentiert wurden, unerwähnt zu lassen: Von der Käserei Alta Mangiuria in der Region Matese stammte köstlicher Gorgonzola, der mit verschiedenen Zubereitungen, ob fruchtig mit Blaubeeren und Zitrone oder auch mit Bier und Rotwein, angeboten wurde. Persönliches kulinarisches Highlight bildete aber eine Stracciatella affumicata von Simonetta by Artigiano. Das cremige Innenleben einer geräucherten Burrata – dazu braucht man nicht mehr viel, um glücklich zu sein.

Foto: Johannes S.
Begleitet wurde die Messe unter anderem vom Show Cooking der beiden neapolitanischen Pizzameister Davide Civitiello und Francesco Pone. Sie führten in mehreren Masterclasses vor, dass eine gute Pizza weniger mit spektakulären Toppings zu tun hat als mit Teigruhe, Temperatur und dem Zusammenspiel von Mehl und Wasser. Andererseits muss auf jeden Fall die herbstliche Pizza von Gianluca Simonato von Lovebirds erwähnt werden: Belegt mit Kürbispüree sowie Waldpilzen und Büffelmilch-Gorgonzola. Zusätzlich nach dem Backen mit Coppa, Walnüssen und Rosmarin ergänzt, entstand so die perfekte Herbstpizza.

Foto: Johannes S.
True Italian Awards 2025: Berlin feiert seine italienische Szene
Ab 19 Uhr verwandelte sich die Kreuzberger Heeresbäckerei in eine festliche Bühne: Die True Italian Awards ehrten zum ersten Mal 14 herausragende Lokale der Hauptstadt in ebenso vielen Kategorien – von Pasta über Aperitivo bis Eis. Die Preise wurden von einer Jury aus 18 Fachleuten vergeben, darunter Journalistinnen, Sommeliers und Vertreter der Berliner Gastronomieszene.
Der Preis fürs Lebenswerk ging an Pino Bianco und Angela Matarrese, Gründer der legendären Trattoria A’ Muntagnola in Schöneberg. Seit über 30 Jahren sind sie eine Institution für lucanische Küche in Berlin. Unter den Gewinnern in 13 Wettbewerbskategorien fanden sich auch erfreulicherweise „alte Bekannte“, wie Zum Heiligen Teufel als Italienisches Premium-Restaurant des Jahres, Pasta-Produzent Mani in Pasta als Street Food des Jahres und Cuore di Vetro als Eisdiele des Jahres.
Wo früher Pizza, Pasta und Bruschetta dominierten, stehen heute regionale Spezialisierungen im Vordergrund. Sardische Osterien, apulische Feinkostläden, piemontesische Weinstuben – viele beziehen ihre Produkte direkt aus Italien und erzählen ihre Herkunft mit Stolz.
Dass Messe und Preisverleihung am selben Tag stattfanden, wirkte stimmig: La Dispensa della Mamma zeigte, wo gutes italienisches Essen herkommt; die True Italian Awards zeichneten aus, wo es in Berlin am besten zubereitet wird.
