Jahrmarkt der Süßigkeiten: die ISM 2024

Bevor in ein paar Tagen in Köln die Kamellen beim Straßenkarneval geworfen werden, öffnete die Kölnmesse Türen und Tore für Naschproduzentinnen und -produzenten aus aller Welt. Lebensmittelmagazin.de machte sich auf die Suche nach süßen Trends auf der Internationalen Süßwarenmesse (ISM) 2024.

Willy Wonkas 1.345 Kolleginnen und Kollegen aus 70 Ländern haben sich auch dieses Jahr nicht lumpen lassen und präsentierten auf der größten Süßwarenmesse der Welt ihre nicht ausschließlich süßen Köstlichkeiten in bunter Vielfalt und nach jedem Gusto.

Süße Grüße aus Fernost

Das holländische Unternehmen Tokimeki zeigte typische Süßigkeiten aus Japan, Korea und Taiwan, die man mittlerweile auch in Deutschland häufiger findet, z. B. Mochis, Klebreisbällchen, die mit Sesam, Matcha oder Erdnussbutter gefüllt sind. Oder auch Pokys, Gebäckstangen, überzogen mit aromatisierter Schokolade, sowie Bubble Tea in allen Farben und Geschmacksrichtungen. Grundsätzlich fiel auf, dass die asiatischen Anbieterinnen und Anbieter auf Zuckerwatte stehen, was hierzulande eher auf den Kirmesbesuch beschränkt ist. Besonders cool: Zuckerwatte, die im Mund britzelt.

Drops in verschiedenen Sorten von Cavendish & Harvey auf der ISM 2024.
Bei dem deutschen unternehmen Cavendish & Harvey gibt es Bonbons in ungewöhnlichen Geschmackskombinationen.
Foto: Johannes S. – lebensmittelmagazin.de

Genuss pur

Dieses Jahr trendeten vor allem Süßigkeiten, die hochwertig anmuten und Fruitpairings. Dahinter steckt der Gedanke, Süßigkeiten als das zu betrachten, was sie sind, nämlich ein süßer Genuss. „Da muss Zucker rein” hieß es etwa augenzwinkernd am Stand der Fruchtgummi-Marke Wally & Whiz aus Kopenhagen. Ihr Weingummi kam in elegant gedeckten Farben als Würfelchen daher, mit spannenden Geschmackskombination, z. B. Holunderblüte im Blaubeermantel oder Quitte mit Apfel.

Auch das deutsche Bonbon-Unternehmen Cavendish & Harvey, das nicht nur englisch klingt, sondern auch so designt ist, setzte auf ein ähnliches Konzept. Sie kombinierten den Geschmack des flüssigen inneren Kerns, beispielsweise Ananas, mit einer Grapefruit-Bonbonhülle. Bei der Verkostung der Fruchtpaarung Lychee-Melon verriet der Mitarbeiter, dass der Hauptabsatzmarkt der Bonbons tatsächlich Asien sei, wo deutsche Süßigkeiten sehr gefragt seien.

Im Fall von Smith & Sinclair richteten sich die Geschmackskombinationen eindeutig an Erwachsene: Fruchtgummi mit fünf Prozent Alkohol, z. B. Whiskey, aber auch Cocktails wie Gin & Tonic, Margarita oder Daiquiri.

Wenn’s hilft

Auch Functional Sweets fand man auf der Messe, etwa beim holländischen Unternehmen Uptimism. Unter anderem für Schönheit, Gesundheit und Energie gibt es Vitamine in Gummiform.

Nicht zu verkosten war diesmal CBD in Süßigkeitenform. Nur die Firma Trolli bot „Cannabites“ an, zwar mit Hanfgeschmack aber ohne Wirkstoff. 

Ob die Welt auf angereicherte Chips gewartet hat, ist fraglich. Das litauische Unternehmen Chazz rührte jedenfalls laut die Werbetrommel für libidostärkende Kartoffelchips, unter anderem mit Ananas.

Süßes für die Feiertage

Dieses Jahr zur Weihnachtszeit wird man schwierig an einem Harry Potter-Adventskalender vorbeikommen, der auf der Messe an allen Ecken und Enden von unterschiedlichen Herstellern auftauchte, beispielsweise von Jelly Belly.

Eine charmante Idee hatte auch der ostwestfälische B2B-Hersteller Gut Springenheide für das bevorstehende Osterfest. Eigentlich stellen sie Mehl- und Eierspeisen für die Gastronomie her. Jetzt erleben die Eierschalen, die zuvor sauber aufgestochen wurden, wunderschönes Upcycling, indem sie mit Nougat gefüllt angeboten werden. Das Osterei, das man wie ein Frühstücksei pellt. Allerding gibt es diese Eier außer im Onlinehandel nur bei Schlader Tee in Bremen zu kaufen.

Die Innovationsgewinner

Einen ersten Eindruck und interessanten Überblick über internationale Innovationen bei Süßigkeiten bot der New Product Showcase auf der Messe. Unter den zahlreichen Produkten werden alljährlich drei Preisträger gekürt. Die diesjährigen Gewinner kann man als Statement für Nachhaltigkeit bezeichnen. Ein bisschen lässt es an die DDR denken, wo in Ermangelung an Kakao schon mit Alternativen gearbeitet wurde. Das ambitionierte Ziel von Choviva ist es, den CO2-Fußabdruck von Schokolade zu reduzieren, um bis zu 90 Prozent. Dafür nehmen sie Produkte aus der Region, Hafer und Sonnenblumenkerne, aus denen mittels Fermentationsverfahren wohlschmeckende Schokoladen-Alternativen hergestellt werden. Abgesehen von Tafel-Schokolade sind wohl auch anderen Schokoladenformen realisierbar, am Trinkkakao arbeitet man gerade. Die Erdbeerschokolade und die Schokodragees überzeugten auf jeden Fall und würden den Blindtest vermutlich schaffen. Lebensmitteltechnikerin und Choviva-Gründerin Sara Marquart gab beim Interview zu bedenken: „Die Preise für Schokolade sind in den vergangenen Monaten enorm gestiegen. Die Preise, die man jetzt im Lebensmitteleinzelhandel findet, sind noch vom vergangenen Jahr, aber das wird sich über kurz oder lang ändern.“ Beeindruckend ist auf jeden Fall, dass Schoko-Alternative schon ihren Einsatz findet. Wer beispielsweise bei der Lufthansa Business-Klasse fliegt, hat die Möglichkeit, Kekse mit Choviva-Überzug zu kosten. 

Süßigkeiten des New Product Showcase Gewinners Choviva auf der ISM 2024.
Choviva setzt bei ihren Schokoladen-Alternativen auf Hafer und Sonnenblumenkerne, was sowohl optisch als auch geschmacklich gut ankam.
Foto: Johannes S. – lebensmittelmagazin.de

In eine ähnliche Richtung arbeitet auch das zweitplatzierte belgische Unternehmen Gudrun mit ihren Uppa Kakaofrucht-Pralinen. Dafür verwenden sie außer den Kakaobohnen für die Schokolade auch das weiße Pulp, das Fruchtfleisch der Kakaofrüchte. Bislang wird es trotz der Verzehrfähigkeit entsorgt, was bei der Kakaoernte immerhin 70 Prozent Ausschuss macht. Unverständlich, wenn man die Trüffel probierte. Sie schmeckten köstlich mit einer feinen Zitrusnote, die eben von diesem Pulp kommt. Business Development Manager Philip Vermeir bot auch eine Pulp-Schorle an, die ebenfalls fantastisch schmeckte.

Kopf in den Nacken

Der dritte Platz des New Product Showplace ging in eine ganz andere Richtung, nämlich an die Firma Pez mit ihren beliebten Spendern. Fun fact dazu: Es war die Sammelleidenschaft seiner Freundin für Pez-Spender, die Pierre Omidyar 1995 die Verkaufsbörse EBay gründen ließ. Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben jetzt auf jeden Fall die Möglichkeit per App mit einem einfachen Portraitfoto den individuellen Pez MyHead anfertigen zu lassen – das optimale Geschenk für jene, die schon alles haben!

Beispiele von Personen, die ihren Kopf auf einen Pez-Spender setzen lassen haben.
Bei Pez kann man jetzt über eine App seinen eigenen Kopf auf einen Spender setzen und sich liefern lassen.
Foto: Johannes S. – lebensmittelmagazin.de

Der Rundgang über die ISM gehört zu den Highlights der jährlichen Food-Messen. Es gibt keinen bunteren, blinkenderen Ort als hier, wo süße Träume in Hülle und Fülle auf die Gäste warten.

Artikel-Teaserbild (oben): Johannes S. – lebensmittelmagazin.de

About Johannes

Johannes schreibt seit 2019 als Reporter für lebensmittelmagazin.de. Seine Themenschwerpunkte sind Lebensmittelhandwerk, Lebensmittelindustrie und Gastronomie und hier besonders Nachhaltigkeit und Trends. Zudem ist er für die Berichte vor Ort zuständig.

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