Erntereife Süßkirschen am Baum

Mundraub erlaubt: Wann du Kirschen von Nachbars Streuobstwiese essen darfst

Wer keinen Garten mit Obstbäumen und Beerensträuchern hat, muss nicht aufs Ernten verzichten. Wie und wo man sich bedienen darf, erklären wir hier.

Sommerzeit ist Erntezeit: Den Anfang bei den heimischen Obstsorten machen jedes Jahr die Erdbeeren, es folgen Himbeeren, Heidelbeeren und Kirschen. Ab Juli kommen Pflaumen, Mirabellen und Stachelbeeren dazu, daran schließen sich Äpfel, Birnen und Quitten an.

Äpfel am Baum auf einer Streuobstwiese
Äpfel am Baum auf einer Streuobstwiese in Baden-Württemberg.
Foto: Christian Pedant – stock.adobe.com

Rauben und Retten: Heimisches Obst gratis

Und auch wer keinen eigenen Garten hat, kann ernten. Denn an vielen Orten gibt es Obstbäume, an deren Früchten man sich bedienen kann – zum Beispiel an Landstraßen, entlang von Feldwegen oder auf Streuobstwiesen! Was früher als Mundraub bezeichnet wurde und strafrechtlich verfolgt wurde, ist heute aus den Gesetzbüchern verschwunden und teilweise sogar erlaubt. Die Onlineplattform mundraub.org zeigt Orte, an denen man sich bedienen darf, auf einer Karte und erklärt, wie es geht. Wichtig ist denen Initiatoren dabei, Bewusstsein für regionale und saisonale Lebensmittel zu schaffen.

Plattform mundraub.org
Die Plattform mundraub.org verzeichnet Orte, an denen es gestattet ist, sich am Obst zu bedienen. Foto: Screenshot mundraub.org

Regeln fürs Pflücken von fremden Bäumen und Sträuchern

5 einfache Regeln helfen, die jeweilige Situation einzuschätzen:

  1. Respektiere Natur & Mensch mundräubern basiert auf gesundem Menschenverstand! Felder, Schilder und Zäune sind eindeutige Signale, dass hier nicht geerntet werden darf. Speziellen Smartphone-Apps wie die von „Mundraub.org“ geben einen schnellen Überblick, ob an dieser Stelle geräubert werden darf.
  2. Beachte in jedem Fall die Eigentumsrechte!
  3. Gehe behutsam mit Baum und Natur um! Man darf den Obstbaum umarmen, streicheln oder darauf klettern, aber nur auf stabile Seitenäste.
  4. Teile die Früchte deiner Entdeckungen auf mundraub.org mit anderen! Man macht mit dem Handy ein Foto vom Baum und trägt ihn in die App ein
  5. Engagiere Dich auch bei der Pflege von Obstbäumen! Gerade in heißen Sommern freuen sich Bäume, gegossen zu werden. An manche kannst du auch eine Stütze in Form eines Bretts unter einem schweren Ast anbringen.

Enthält Straßenobst mehr Schadstoffe?

Bei Straßenobst denken viele auch an mögliche Kontaminationen durch Schadstoffe in der Umwelt wie Blei. Früher wurde Autotreibstoff Bleitetraethyl zugesetzt und das Blei aus dem Auspuff konnte über die Luft auch auf und in den Pflanzen am Straßenrand landen. Heute fahren die meisten Autos hingegen mit bleifreiem Benzin. Im Vergleich zu Obst aus dem Supermarkt, kann Obst vom Straßenrand jedoch mit Schmutz und Ablagerungen bedeckt sein. An sich sollte man Obst vor dem Essen gründlich abwaschen. Bei Straßenobst solltest du darauf aber ganz besonders achten.

So werden die Früchte verarbeitet

Auch solltest du das Obst vor der Verarbeitung auf verdorbene Stellen, Schimmel und Würmer prüfen und betroffene Früchte aussortieren. Das verbleibende Obst kannst du frisch verzehren (natürlich gewaschen), zu Marmeladen einkochen oder zu Saft pressen. Die besonders ansehnlichen Exemplare dienen als Belag für den selbstgemachten Obstkuchen.

Selbstgebackener Pfirsichkuchen
Selbstgebackener Pfirsichkuchen.
Foto: anna_shepulova – stock.adobe.com

Wer besonders viele Äpfel oder Birnen geerntet hat, kann diese für kleines Geld in lokalen Mostereien zu Saft pressen lassen.

Gelbes Band markiert Gratis-Obst in Esslingen

Ein anderes Ernteprojekt ist das „Gelbe Band“ im Landkreis Esslingen. Bei diesem Projekt kennzeichnen alle teilnehmenden Landwirte ihre Obstbäume, die jedermann gratis und ohne Rücksprache ernten darf, mit einem gelben Band als Allgemeingut. Denn Jahr für Jahr verrotten in der Erntesaison viele Kilogramm Obst auf Streuobstwiesen. Häufig sind Verunsicherung und Halbwissen im Umgang mit den Flächen die Gründe. Das Gelbe Band sorgt dafür, dass weniger Obst ungenutzt auf den Wiesen verdirbt. Für die Idee gab es dieses Jahr den Bundespreis „Zu gut für die Tonne“. Eine gute und einfache Idee, die hoffentlich von vielen Kommunen übernommen wird!  

Haupt-Artikelfoto (oben): JRG – stock.adobe.com

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