„Gelato“ statt „Ice Cream“ Week in Berlin

Eine neue Eiszeitwelle bricht über Deutschland ein. Nicht nur der Name wurde von ehemals „Ice Cream Week“ in „Gelato Week“ geändert, auch der Radius hat sich von ursprünglich Berlin über die Bundesrepublik erweitert. Lebensmittelmagazin.de schleckt sich durch die Eistrends des Jahres.

Auch wenn die Außentemperaturen und die Witterung gegenwärtig zu wünschen übriglassen, hält es Berlins Eisdielerzunft nicht davon ab, die Saison zu eröffnen. „Frisch nach dem Osterurlaub und noch vor dem Andrang bei sommerlichen Temperaturen ist genau jetzt der perfekte Zeitpunkt, die Menschen auf die kommende Eissaison einzustimmen”, erklärte Deutschlandchef Bernd Strasser vom italienischen Süßwarenunternehmen Babbi, das die „Gelato Week“ dieses Jahr sponsert, auf der Pressekonferenz zum Start der Eis-Woche. Er hatte auch ein paar Informationen zur Historie parat: So soll die erste Eisdiele in Deutschland im Jahr 1799 der Alsterpavillon in Hamburg gewesen sein – eine schöne Adresse am Jungfernstieg an der Binnenalster, die es auch heute noch gibt. Die erste Eisdiele in Europa gab es allerdings bereits über 100 Jahre vorher, nämlich 1693 in Paris.

Der Alsterpavillon in Hamburg
Der Alsterpavillon ist auch heute noch im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel.
Foto: karlo54 – stock.adobe.com

Vegan und kreativ

Jetzt, über 300 Jahre später, ist Eis nach wie vor in aller Munde. Laut Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) sind die diesjährigen Eistrends „vegan“ und „fantasievoll-exotisch“ mit Früchten wie Mango und Maracuja. Auch hoch im Kurs steht kreatives Aroma-Pairing wie Erdbeer-Baiser. Spannend dabei ist, dass solche Kombinationen an die Ursprünge des Eises vom Altertum bis zur Renaissance erinnern. Denn Eis in Form von Sorbet, also aufwändig gekühlter Schnee, aromatisiert mit Rosenwasser, Nüssen und sonstigen raffinierten Zutaten sowie mit Honig gesüßt, wurde bereits am Hofe der Medici genossen.

Eisbecher mit Mascarponeeis, Aprikose, Rosmarin und Cantuccini von Süßfein
Mascarponeeis mit Aprikose, Rosmarin und Cantuccini von Süßfein
Foto: True Italian

Start der Gelato Week

Zum fünften Mal findet nun vom 18. bis zum 24. April 2024 die „Gelato Week statt. Die Eishandwerker überschlagen sich mit ihren einzigartigen Kreationen nicht nur in Berlin, sondern im Alpenvorland, im Schwarzwald, der Baden-Rhein-Mosel-Region und in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt partizipieren allein 56 Eisdielen aus Berlin und dem Umland. Die jeweilige Spezialsorte gibt es für 1,50 Euro.

Allerlei köstlich Kühles

Auf der Pressekonferenz gaben gut ein Drittel der Berliner Eismanufakturen einen ersten Eindruck vom vielfältigen Angebot. Kiezeis in Schöneberg ließ sich direkt vom neuen griechischen Geschäftsführer zu einem orientalischen Joghurteis mit Feigen inspirieren. Aromen, die direkt an Urlaub denken lassen. Artigiani ist gleich mit zwei Eissorten am Start: In Lichterfelde gibt es Olivenöl mit Rosmarin und Zitronenschale und am Schlachtensee als Reminiszenz von Inhaber Enrico an seinen langen Aufenthalt in Indien auch „indische Nächte” – Casheweis mit indischen Gewürzen, das gar nicht so scharf wie angekündigt schmeckt. Überraschend lecker und die Anfahrt wert ist die Eissorte Floreale, ein frühlingshafter Blumenstrauß aus Holunderblüte und Lavendel, gesüßt mit Wildblumenhonig und mit Knusperkeks-Stückchen garniert. Man bekommt sie im Eiscafe Il buon Gelato in Karow, das von den Eltern des aktuellen Geschäftsführers schon vor über 30 Jahren eröffnet wurde.

Die Eismacher aus Kreuzberg bieten die Sorte „süßes Umami“ an, eine Art Snickers-Variante aus Erdnuss, Miso und Karamell. Lecker und bestimmt sehr kindertauglich ist das Pistacio-Disco-Eis mit Himbeerswirl von der Kreuzberger Gelato Disco. Extrem instagramable mit seiner natürlichen Purpurfarbe präsentiert sich das das Ube-Eis im Lumia Gelato e Caffé. Ube ist eine Yamswurzelart, die an Süßkartoffel erinnert. Die Knollen haben eine kräftige violette Farbe. Apropos Instagram: nicht nur mit kreativen Eiscremesorten, sondern auch mit zwei Gewinnspielen lockt das Orgateam von True Italian ihre Eisfans: Beim Fotowettbewerb auf Instagram kann man eine Reise an die Reviera Romagnola gewinnen und für gesammelte Eisdielen-Stempel gibt es immerhin opulente Eiscreme-Gutscheine.

Mediterraneo-Eis von Artigiani (links), Pistazie mit Kürbiskernöl von Il Gelataio (rechts)
Fotos: True Italian

Das übliche Verrückte

Was es leider auf der Pressekonferenz nicht zu verkosten gab, waren ungewöhnliche Kreationen wie das Senfeis mit Honig und frittierten Essiggurken von Katchi Ice Cream aus Charlottenburg, oder auch das Gurken-Eis mit Dill und Crème fraîche von Yeay Ice Cream in Kreuzberg, bei dem man gedanklich die Räucherforelle noch hinzuaddieren könnte.

Auch interessant, Eiscreme mit Alkohol: In den vergangenen Jahren gab es ein- oder zweimal alkoholisches Eis, zum Beispiel bei Primitivo in Friedrichshain. Dieses Jahr kann man sich zur After-Work-Alternative zwischen dem Aperol-Spritz im Gräfe 80 Gelato in Kreuzberg oder dem Lillet and Wild Berries im Eli Eis in Spandau entscheiden.

Aber auch der Blick über die Grenzen der Bundeshauptstadt hinaus lohnt sich: So können sich beispielsweise die Menschen in Bielefeld über Buttermilch-Zitrone mit Waldbeercrumble im Eiscafé Werther freuen. Die Münsteraner können auf dem „Orient-Express“ abfahren: Mandeleis mit Orangen, Feigen und Pistazien im Eiscafé Firenze. Sehr exotisch wird es auch in Endingen am Kaiserstuhl beim Kokostraum mit Sauerkirsche und Minze im Kaiserstühler Landeis. Angesichts des prognostizierten kalten Wetters und vielleicht auch der hohen Preise wegen, bleibt es spannend, ob die Berliner ihren Standard der vergangenen vier Jahre von über 30.000 Eiskugeln innerhalb der Gelato Week halten können.

Gelato Week: Karte der teilnehmenden Eisdielen in Berlin und Potsdam
Karte der teilnehmenden Eisdielen in Berlin und Brandenburg
Bild: True Italian

Ein Blick auf die Website der der Gelato Week lohnt sich, um zu schauen, wo es tolles extra angefertigtes Eis in der Nähe gibt.

Schwarzwald: Rosenwasser mit Safran und Pistaziencrunch, Kokostraum: Kokos mit Sauerkirschen und Minze, Ricotta Marleen: Feiner Ricotta mit Bergamottennote, gehackten Pistazien und Zartbitterraspeln. Die vollständige Liste hier
Alpenvorland: Banane-Erdnuss und gesalzenes Karamell, Golden Macchiato: Weiße Schokolade mit feinherber Kaffeenote und goldenem Karamell, La Dolce Vita: Zuppa inglese mit Himbeer-Variegato und Schokocrumble. Die vollständige Liste hier
Baden-Rhein-Mosel: Colpi di Sole: Weiße Schokolade, Vanille, Biskuit und Orangensoße mit Schale, Zitrone mit Blutorange und Minze, Bruschetta al Pomodorino: Burrata mit karamellisierten Datteltomaten und Olivenöl-Bruschetta. Die vollständige Liste hier
Nordrhein-Westfalen: Ricotta mit Himbeersoße und Bronte-Pistazien, Mandel küsst Pflaume: Mandel mit karamellisierten Pflaumen und Cantuccini-Crunch, Bombardino. Die vollständige Liste hier
Münsterland: Süß-salziges Milcheis, Pannacotta mit Pekannuss und Karamell, Frühlingstraum: Buttermilch-Zitrone mit Waldbeercrumble. Die vollständige Liste hier

Artikel-Teaserbild (oben): Tatyana Sidyukova – stock.adobe.com

About Johannes

Johannes schreibt seit 2019 als Reporter für lebensmittelmagazin.de. Seine Themenschwerpunkte sind Lebensmittelhandwerk, Lebensmittelindustrie und Gastronomie und hier besonders Nachhaltigkeit und Trends. Zudem ist er für die Berichte vor Ort zuständig.

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