Down Under – die Küche Australiens

Ab heute dürfen deutsche Prominente auf der anderen Seite der Welt im Dschungelcamp wieder unappetitliche Dinge essen. Lebensmittelmagazin.de möchte erfahren, was es in Australien fernab von Känguruhoden tatsächlich zu Essen gibt.

Während man hier in der dunklen, nasskalten Jahreszeit ausharren muss, ist in Australien auf der anderen Erdhalbkugel Sommer, Sonne, Strand und Meer angesagt. Also, spannende Frage, was gibt es beispielsweise zu Weihnachten in Australien auf der festtäglichen Tafel?

Der Strand in Port Douglas in Queensland, Australien
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Was der Bauer nicht kennt…

Seit dem frühesten Betreten eines Europäers, Kapitän James Cook, im Jahr 1770, sind es in erster Linie die britischen Einflüsse aus den Sträflingskolonien, die hier zunächst angesiedelt wurden und auf die indigenen Völker, die sogenannten Aborigines, trafen. 

Das reichhaltige Speiseangebot der Aborigines, Bush Food oder auch Bush Tucker genannt, lehnten die Europäer zunächst ab und führten über die anfänglichen Jahre hinweg ein entbehrungsreiches Leben mit einseitiger, mangelhafter Ernährung.

Bush Tucker
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Alles, was kreucht und fleucht

Die Ureinwohner hatten zudem Kenntnisse über Jagdzyklen bei Tieren und Saisons von Früchten und Gemüsen, so dass sie von der Natur leben konnten. Wichtigste Proteinquelle waren Fische, wie etwa der in Australien beheimatete Barramundi. Diese wurden mit Speeren gejagt und auch in einer primitiven Form von Aquakultur gehalten.

Ebenfalls auf dem Speiseplan standen Seekühe und Meeresschildkröten, besonders heiß begehrt waren deren Eier. Stämme, die an der Küste lebten deckten ihren Proteinbedarf auch mit Meeresfrüchten, Schnecken und Muscheln ab.

An Land wurden nahezu alle Tiere gejagt, wie Kängurus, Emus, aber auch Krokodile. Als Werkzeug dienten unter anderem Bumerangs aus Hartholz. Vor allem große Tiere wurden im Erdofen gegart.

An potenzielle Dschungelprüfungen erinnern Insekten und Maden, die als Proteinquelle den Speiseplan bereicherten.

Tutti Frutti

In Australien wachsen mehrere hundert Fruchtsorten, die von den Europäern damals Namen bekannter Obstsorten erhielten, auch wenn sie botanisch gar nicht verwandt waren. Beispiel hierfür wäre die Buschpflaume, die von den Aborigines eigentlich Murunga genannt wird. Sie hat von allen Früchten weltweit den höchsten Vitamin-C-Gehalt, der in etwa dem 50-fachen von Orangen entspricht.

Wichtig für die Ernährung der indigenen Bevölkerung Australiens ist Damper, ein Brot aus den Samen von Mulga, einer Akazienart, das früher ebenfalls im Erdofen gebacken wurde.

Von den Aborigines stammen auch die bei uns sehr populären Macadamianüsse. 

Während die ersten europäischen Siedler damals diese Lebensmittel verschmähten und der Begriff Bush Food bis 1990 eher negativ konnotiert war, erleben gerade jetzt diese Nahrungsmittel und Garmethoden zusammen mit der Kultur und dem Wissen der Aborigines eine Renaissance in der modernen Küche.

Fusion-Hausmannskost

Im Laufe der Jahrhunderte prägten nach und nach die Einwanderer aus anderen Erdteilen die australische Küche. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es einen starken chinesischen Einfluss. Gemüse, das bis dahin eher unbeachtete Beilage war, rückte in den Fokus. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen italienische Einwanderer, welche die australische Küche um Zutaten wie Auberginen und Zucchini bereicherten. 

Trotz weiterem Zustrom, etwa aus dem Nahen Osten mit Kebab und Falafel, blieb angelsächsische Esskultur trotzdem vorherrschend. Klassisches Beispiel hierfür dürfte das populäre Frühstück Vegemite auf Toast sein, die australische Schwester des britischen Marmite. Der nach Brühwürfel schmeckende Brotaufstrich ist nichts anderes als B-vitaminreicher Hefeextrakt. Auch das beliebte Fast Food „Meat pie“, eine Fleischpastete, unter deren Teigdeckel sich jegliche Art von Fleisch verbergen kann, leugnet ihre britische Herkunft nur schwerlich. Was im Vereinigten Königreich aber der Stolz von Hausfrauen und -männern ist, kommt Down Under bisweilen aus dem Automaten.

Die moderne australische Küche straft dem allerdings Lügen. Das multikulturelle Leben in den Städten spiegelt sich in den Töpfen wieder. Sydney ist schon lange kein Geheimtipp mehr, sondern gilt als Must-Go für Foodies. Kochtechniken und Aromen aus den Herkunftsländern der vielen verschiedenen Ethnien, rund um den Globus, treffen auf typisch australische Zutaten, wie lokales Seafood oder Macadamias. 

Toast mit Vegemite, Avocado und anderem Belag ist ein beliebtes Frühstück in Australien.
Foto: myviewpoint – stock.adobe.com

Hier aus Down Under

Auch wenn Australien zusammen mit Neuseeland Exportweltmeister von Lammfleisch ist, so geht der pro Kopf Verbrauch der Bevölkerung zugunsten von Hühnchen, dem internationalen Trend folgend zurück.

Was man ebenso in hiesigen Supermärkten im Regal aus Australien vorfindet, ist Wein. Fast überall wird Wein angebaut, vor allem aber in den südlichen Territorien. Der junge Kontinent ist der sechstgrößte Weinproduzent weltweit, mit ungefähr 11 Millionen Hektoliter Wein pro Jahr auf rund 150.000 Hektar Anbaufläche. Die wichtigsten Rebsorten sind Shiraz, Chardonnay und Cabernet Sauvignon.

Noch etwas Australisches findet man in unseren Supermärkten: grün, sauer und knackig sind die Granny-Smith-Äpfel, die man seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts bei uns kaufen kann.

Ein Weinberg in Südaustralien
Foto: Kwest – stock.adobe.com

Statt Gans

Zurück zur Frage vom Anfang: auch in Australien feiert man White Christmas, allerdings nicht im Schnee, sondern an den Traumstränden. Eine australische Besonderheit sind die teilweise sogar kostenlosen Gasgrillstationen, die man an den Stränden und Picknickareas vorfindet. „Aussie Barbie“ genießt große Popularität und neben Würstchen und Beef sind Shrimps und Lammkoteletts sehr beliebt.

Das alles natürlich in festlicher Dekoration und mit Weihnachtsliedern bei über 30 Grad Celsius. Was auch an Christmas als Nachtisch gereicht wird, ist das Nationaldessert Australiens, die Pavlova. Hierbei handelt es sich um eine Baisertorte, die mit Sahne und Früchten gefüllt ist. Gleichzeitig ist dieses Dessert auch in Neuseeland populär und beide Länder streiten um die Urheberrechte. Die australische Legende besagt, dass der Deutsche Herbert Sachse die Torte 1935 im Hotel Esplanade in Perth erfunden haben soll. In der Namensgebung nahm er Bezug auf das Tutu der damals berühmten Balletttänzerin Anna Pavlova, dass in seiner Leichtigkeit der Torte ähnelte. Als Fruchtfüllung nimmt man traditionell Maracujas.

Dazu einen Kaffee? Australien gilt nach Italien als das Land mit der besten Kaffeekultur; immerhin wurde hier der „Flat White“ erfunden.

Dschungelprüfung?

Spätestens jetzt sollte man doch Appetit haben. Wen aber die 26 Stunden Flug abschrecken, um sich selber davon zu überzeugen, hat beispielsweise in Berlin am Potsdamer Platz im Restaurant Corroborée („Party“ in der Sprache der australischen Ureinwohner) die Möglichkeit, australische Spezialitäten zu verkosten. Das Krokodil-Tournedo schmeckte nach Hühnchen mit der Konsistenz von Tunfisch und das Kängurufilet, medium gebraten, erinnerte an Rindfleisch.

Die australische Platte im Restaurant Corroborée am Potsdamer Platz: Tandoori Chicken (links), Känguru medium (Mitte) und Krokodil-Tournedo (rechts).
Foto: Johannes S. – lebensmittelmagazin.de

Beitragsbild (oben): millefloreimages – stock.adobe.com

About Johannes

Johannes schreibt seit 2019 als Reporter für lebensmittelmagazin.de. Seine Themenschwerpunkte sind Lebensmittelhandwerk, Lebensmittelindustrie und Gastronomie und hier besonders Nachhaltigkeit und Trends. Zudem ist er für die Berichte vor Ort zuständig.

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