Willkommen zurück bei „Wie schmeckt die Zukunft?“

Am Freitag beginnt die Internationale Grüne Woche (IGW) in Berlin. Auch der Lebensmittelverband Deutschland ist dabei zusammen mit den „Big 9″ der Branche und dem Start-up-Nachwuchs seinen Stand zum Thema „Wie schmeckt die Zukunft?“ aufzubauen. 12 junge Unternehmen haben hier die Gelegenheit, ihre Produkte und Ideen vorzustellen.

Ist es wirklich schon drei Jahre her, dass die Grüne Woche zuletzt ihre Tore geöffnet hat, um Lebensmittel und Speisen aus aller Welt zu präsentieren? Im vergangenen Jahr tingelte die Zukunft-schmeckt-Tour erfolgreich durch die Republik, um deutsche Lebensmittelhersteller direkt vor Ort zu besuchen und vorzustellen. Jetzt, endlich nach drei Jahren, können etablierte Lebensmittelunternehmen, langjährige Mitglieder des Lebensmittelverbands Deutschland, wieder Seite an Seite neben zahlreichen Start-ups ihre Innovationen und Antworten auf Fragen der Zukunft präsentieren.

In Halle 3.2 beschäftigt man sich wieder mit der Frage “ Wie schmeckt die Zukunft?“

Salz in der Suppe

Posidonia beispielsweise ist eine junge belgische Marke, die eine mögliche Antwort auf die Frage der Salzreduktion im Rahmen der Ernährungsstrategie entwickelt hat. In Salzfeldern rund um die Mittelmeerinsel Formentera wird dieses flüssige Salz mit einem Natriumgehalt von nur 8 Prozent gewonnen. Für die mineralische Zusammensetzung des Salzes, soll die spezifische Unterwasserfauna verantwortlich sei: Ein großes Feld mit Posidonia Oceanica, einer Pflanze, die das Wasser in der Umgebung filtert. Der Betrieb der Salinen wird von der UNESCO unterstützt, da das Areal Weltkulturerbe ist. Von dem Einsatz in Gastronomie und Lebensmittelindustrie als Kristallsalz-Alternative verspricht sich das Unternehmen eine Natriumreduktion um ein Viertel.

Genschere

BRAIN Biotech bietet Besucher:innen am 23. und 24. Januar auf der IGW die Möglichkeit  sich direkt mit Expert:innen über Gentechnologie auszutauschen und zu informieren. Das deutsche Unternehmen stehtbeispielsweise hinter Formo, dem Käse aus dem Bioreaktor. BRAIN Biotech hat Crispr-Cas 9, die sogenannte „Genschere“, weiterentwickelt, oder wie Dr. Michael Krohn, Executive Vice President, Head of Research & Development sagt: „Demokratisiert“. Die Genschere würde bei den DNA-Sequenzen nicht mehr direkt intervenieren, sondern auf die mRNA – die Boten-RNA zugreifen – und zwar ziemlich exakt mit bestmöglichem Ausschluss von Begleitmutation. Dies soll die Einsatzmöglichkeiten erheblich erweitern. Unbehagen und Vorbehalte? Was bei Impfstoffen und Medikamenten längst gängige Methode ist, stößt bei Lebensmitteln bislang auf breite Ablehnung. „Egal ob Ertrag, Resilienz oder Nährstoffe, das Potenzial könnte helfen, die Pflanzenentwicklung im Idealfall gegenüber der konventionellen Zucht innerhalb von zehn bis zwölf Jahren zu halbieren“, meint der Wissenschaftler. Er lädt die Besucher:innen zum Diskurs ein: „Bewerten Sie nicht die Methode, sondern deren Ergebnisse!“

Gen-Modifikation von Hefezellen sichtbar gemacht in der Petrischale.
Foto: BRAIN Biotech AG

Joseph Beuys wäre stolz

Wenn Fett tatsächlich wichtiger Geschmacksträger ist, dann liefert Colipi wohl buchstäblich den Geschmack von morgen. Das Start-up verarbeitet über zwei Produktionsstufen Kohlenstoffdioxid zu Öl: Im Rahmen einer Chemosynthese verwandeln Bakterienstämme durch Ökostrom generierten Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid in Biomasse. Diese wiederum wird von Hefen dann in Öl verstoffwechselt. Dieses Öl wäre zum einen lebensmittelsicher und beispielsweise als Alternative zum Palmöl einsetzbar. Zum anderen wäre es aber auch technisch nutzbar. Als CO2-Quelle könnten industrielle Emissionen dienen, atmosphärisches CO2 wäre zu dünn. „Unser Ziel ist es, Industrieanlagen zu entkarbonisieren, das können dann Fabriken sein, aber auch beispielsweise Brauereien, überall wo Kohlenstoffdioxid entsteht“, erklärt Maximilian Webers von Colipi. Schnittchen mit CO2-Aufstrich wird man vermutlich am 20./21. Januar vergeblich suchen, denn Colipi steckt noch mitten in der Entwicklung.

Von den großen Tieren

Auch die etablierten Partner haben die Zeichen der Zeit beziehungsweise der Zukunft erkannt, Danone zum Beispiel setzt auf flexitarische Ernährung. Außerdem streben sie das B-Corp-Zertifikat für ihr soziales und ökologisches Handeln an. Am Messestand können die Besucher milch- und pflanzenbasierte Danone-Produkte probieren.

Die Gütegemeinschaft Wertstoffkette PET-Getränkeverpackungen e. V. vergibt unter dem Motto „Recycling ist Klimaschutz“ ein Gütezeichen für PET-Getränkeflaschen mit einem Anteil Recyclematerial von mindestens 25 Prozent.

Mars präsentiert die sozialen und ökologischen Auswirkungen entlang der Lieferkette durch den ausschließlichen Einsatz von verantwortungsvollem Kakao für die Schokoladenproduktion in Europa. Darüber hinaus wird Kaugummi als zusätzliche Zahnpflege gezeigt, sowie das firmeneigene Korallen-Wiederaufbauprogramm „Sheba Hope Grows“. Daneben können sich die Besucher:innen auf eine Kochshow mit der Linie Ben’s Original freuen.

McDonald‘s zeigt seine Nachhaltigkeitserfolge in puncto Verpackung und Landwirtschaft. Mit dem McDonald‘s-Cube und verschiedenen interaktiven Möglichkeiten wie AR-Games und speziell gestalteten QR-Wänden bekommen Besucher:innen einen umfassenden Einblick.

Mondelez stellt seine Nachhaltigkeitsprojekte zur Strategie „Snacking Made Right“ vor, wie Cocoa Life (globales Kakao-Nachhaltigkeitsprogramm), Harmony (Programm für nachhaltig angebauten Weizen) und Too Good To Go (Partnerschaft gegen Lebensmittelverluste). Die Besucher:innen erwarten interaktive Module, ein Quiz und natürlich Milka-Schokolade!

Nestlé strebt die Klimaneutralität an und forscht zusammen mit der Hochschule für Umwelt und Wirtschaft Nürtingen-Geislingen (HfWU), der Molkerei Hochwald dem Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und der Bodensee-Stiftung nach Möglichkeiten und Strategien der Emissionsreduktion, mit besonderem Fokus auf Rohstoffe wie Milch. Dafür soll hier die nordhessische Klima-Milchfarm von Mario Frese als Beispiel dienen. Seine 135 Kühe liefern die Milch für den Mozzarella auf den Wagner-Pizzen. Der Hof dient mit seinen wirtschaftlichen Reduktionsmöglichkeiten als Best Practice. Passend dazu gibt es Piccolinis aus dem Wagner-Pizzaofen.

Unter dem Motto #umdenkbar zeigt die REWE ihre aktuellen und langjährigen Nachhaltigkeitsaktivitäten – ob mit dem ersten Supermarkt, der selbst Fisch und Basilikum auf dem Dach züchtet, dem Einsatz für die Wiederbelebung von Mooren mit dem NABU-Klimafonds oder durch kurze Lieferwege dank regionaler Produkte und langfristigen Partnerschaften mit den Erzeugenden.

Die Tafeln arbeiten ehrenamtlich, unabhängig und solidarisch. 960 Tafeln in Deutschland engagieren sich gegen Lebensmittelverschwendung und Armut und unterstützen über zwei Millionen Menschen mit geretteten Lebensmitteln. Am 23. und 24. Januar 2022 stellt der Bundesverband dieses Engagement vor.

Die Mühlen Gruppe möchte im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsagenda ihre Strategien zum Ressourcenschutz, wie neue Verpackungslösungen und Diversität im Produktportfolio präsentieren, zum Beispiel mit dem neuen veganen Räucherlachs.

Artikel-Teaserbild (oben): Messe Berlin GmbH

About Johannes

Johannes schreibt seit 2019 als Reporter für lebensmittelmagazin.de. Seine Themenschwerpunkte sind Lebensmittelhandwerk, Lebensmittelindustrie und Gastronomie und hier besonders Nachhaltigkeit und Trends. Zudem ist er für die Berichte vor Ort zuständig.

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