Das blaue Wunder erleben: Blaubeeren

Ob im Muffin, Obstsalat oder im Gin Tonic, Blaubeeren sind nicht nur lecker und gesund, sondern machen das Essen bunter. Lebensmittelmagazin.de hat mit dem ostwestfälischen Landwirt Winkelmann über die „Bickbeere“ gesprochen.

Friedrich Winkelmann ist Landwirt im nördlichsten Zipfel von Nordrhein-Westfalen in Rahden, Kreis Minden-Lübbecke. Auf seinem Hof mit dem Elternhaus pflanzt er neben Spargel, Himbeeren und Erdbeeren auf 150 Hektar auch Blaubeeren an, zusammen mit seinem Bruder Ernst August Winkelmann, dem auch der Spargelhof in Klaistow vor den Toren Berlins gehört. Hier in Ostwestfalen sei der Betrieb als Familienbetrieb weitaus kleiner als der in Klaistow, gibt Friedrich Winkelmann zu bedenken. Über die Blaubeerernte konstatiert Bauer Winkelmann: „Es ist etwas spät für einen Artikel über Blaubeeren. Ende August ist Abschluss der Erntezeit. Wir haben dieses Jahr am 15. Mai angefangen, das ist aber jedes Jahr sehr unterschiedlich und unter anderem abhängig von der Witterung. Das durchwachsene Wetter im Sommer hat die Ernte spannend gemacht. Es war ungewohnt, nicht jeden Tag pflücken zu können und die Unzuverlässigkeit des Wetterberichts war nicht sehr hilfreich.“

Der Spargel- und Beerenhof von Landwirt Winkelmann im nordrhein-westfälischen Rahden.
Foto: Winkelmann GmbH & Co. KG

Blau- oder Heidelbeere?

Auf die Frage nach den Begrifflichkeiten von Blau- oder Heidelbeere, erklärt Friedrich Winkelmann, dass der Name wie so oft bundesweit sehr unterschiedlich sei, in Ostwestfalen werde sie zum Beispiel Bickbeere genannt. Wild im Wald gesammelt, werden sie sechs Millimeter groß und färben alles blau: Lippen, Zunge und Finger. „Das passiert bei den gezüchteten Heidelbeeren nicht, die ein weißes Fruchtfleisch haben und ungefähr acht bis 15 Millimeter groß werden, außer man kocht sie, dann geben die Schalen auch ihren blauen Farbstoff ab. Am besten schmecken sie aber direkt vom Strauch auf dem Feld so aus der Hand.“ Naturstandort der Blaubeersträucher sind Wälder, Heide und Moor mit sauren Böden, mit einem pH-Wert von 4 bis 4,5. Die Pflanzen mögen es warm und vor Zugluft geschützt. „Besonders zur Blütezeit sind die Pflanzen sehr frostempfindlich. Optimale Temperatur um die Erntezeit sind 25 °C, jetzt gerade ist es etwas kühl für sie. Die Pflanzen sind einerseits schon mimosenhaft und benötigen regelmäßige Wässerung, andererseits ist der Verbrauch mit der Tröpfelbewässerung doch überschaubar“, erklärt der Bauer.

Neben Spargel, Himbeeren und Erdbeeren pflanzt Friedrich Winkelmann auf 150 Hektar auch Blaubeeren an.
Foto: Winkelmann GmbH & Co. KG

Aus aller Herren Länder

Wesentlich robuster sind dafür die gepflückten Beeren, die man das ganze Jahr über in deutschen Supermärkten findet. Der Bauer berichtet: „Weltweit, aus Afrika und Südamerika kommen Blaubeeren hierher. Dabei macht die Lagerung von vier Wochen klimatisiert bei um die 0,5 Grad den Früchten nichts aus. Aus Peru und Chile dauert der Transport immerhin 28 bis 38 Tage, da sie ja erstmal, bevor sie zu uns kommen, den Panamakanal passieren müssen.“ Die Ernte der Früchte bedeutet Handarbeit, Vollernter werden nur bei Industrie- und Saftware verwendet, wobei diese Maschinen laut Bauer Winkelmann auch immer besser werden. „Die Früchte sind ähnlich wie Erdbeeren und Himbeeren sehr druckempfindlich, es muss sehr behutsam geerntet werden.“

Landwirt Winkelmann bietet seine Beeren in zahlreichen Produkten an: Bratwurst, Bier, Wein, Essig, Senf und Kosmetika.
Foto: Winkelmann GmbH & Co. KG

Blau, blau, blau sind alle meine Speisen

Bei der Frage, ob Blaubeeren wirklich schlau machen, lacht der Bauer: „Ich esse jeden Tag Blaubeeren hier direkt auf dem Feld, was muss ich dann schlau sein!“ Aber als gesund gelten die Früchte schon, bereits die amerikanischen Ureinwohner haben die Beeren unter diesem Aspekt gesammelt und verzehrt. „Aufgrund des hohen Gehalts an Anthocyanen finden Blaubeeren auch Verwendung in der Herstellung von Augentropfen“, sagt Bauer Winkelmann. Aber nicht nur dort finden sie Verwendung, neben dem klassischen Einsatz in Marmeladen, Säften, Eiscreme, Joghurt und getrocknetem Müsli bietet Winkelmann seine Blaubeeren in zahlreichen Produkten an: von Bratwurst, über Bier, Wein, Essig, Senf bis hin zu diversen Kosmetika. Bei der Übersicht aller Produkte wächst der Appetit auf einen Blaubeermuffin. Ein paar Empfehlungen gibt uns der Bauer noch mit auf den Weg: „Neben der Frische der Früchte, achten sie darauf, nach Möglichkeit regionale Blaubeeren zu kaufen. Lange Wege wirken sich auf den Geschmack aus.“ Auf seinem Hof hat er eine Sortiermaschine, welche die Früchte nach Festigkeit, Farbe und Durchmesser sortiert. „Eine weiche Beere im Gebinde dazwischen, und der Rest verdirbt wesentlich schneller. Zu Hause sollte man die Blaubeeren im Kühlschrank lagern und ganz wichtig – die Früchte erst kurz vor dem Verzehr waschen!“

Regionalität ist wichtig, denn lange Transportwege wirken sich auf den Geschmack von Blaubeeren aus.
Foto: Winkelmann GmbH & Co. KG

Haupt-Artikelbild (oben): Brian Jackson – stock.adobe.com

About Johannes

Johannes schreibt seit 2019 als Reporter für lebensmittelmagazin.de. Seine Themenschwerpunkte sind Lebensmittelhandwerk, Lebensmittelindustrie und Gastronomie und hier besonders Nachhaltigkeit und Trends. Zudem ist er für die Berichte vor Ort zuständig.

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