Nicht so heiß gekocht wie gegessen: Energiesparen in der Küche

In der Küche geht es bisweilen heiß her. Ohne Garen sind viele Gerichte schwerlich zuzubereiten. Trotzdem gibt es einige Möglichkeiten Energie einzusparen. Lebensmittelmagazin.de hat mit einer Ökotrophologin und Kochkisten-Liebhaberin darüber gesprochen.

Gabriela Freitag-Ziegler ist Ernährungswissenschaftlerin und schreibt mit Leidenschaft über Themen der Ernährung – vor allem Gesundheit und Klimaschutz. Vor ihrem Studium der Ökotrophologie hat sie eine Lehre zur Bankkauffrau abgeschlossen – kommt daher das Bewusstsein fürs Sparen? Dem widerspricht sie erstmal, gibt aber zu bedenken: „Das stimmt schon, dass sich viele Menschen erst für das Energiesparen interessieren, seitdem die Preise in die Höhe gegangen sind. Denn Energie, die beim Kochen gespart wird, bedeutet weniger Stromverbrauch, der bezahlt werden muss. Gleichzeitig sparen wir so Ressourcen und können alle beim ‚Weltretten‘ helfen.”

Seit die Preise gestiegen sind, versuchen immer mehr Menschen Energie im Haushalt zu sparen.
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Warum überhaupt kochen?

Energiesparen, gut und schön, warum sollte man nicht direkt auf Rohkost und Mettbrötchen umsteigen? Warum gart man überhaupt Lebensmittel? Dazu meint Freitag-Ziegler: „Tatsächlich empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung die drei Gemüseportionen am Tag schonend gegart oder roh zu sich zu nehmen, um die Nährstoffe zu erhalten. Auf der anderen Seite sind viele Lebensmittel wie etwa Kartoffeln oder Hülsenfrüchte, sowohl frisch wie getrocknet, roh nicht genießbar. Natürlich könnten Sie Fleisch und Fisch auch roh essen, als Tatar oder Sashimi. Dauerhaft ist es aber eine Frage der Hygiene, denn durch das Garen werden mögliche krankheitserregende Keime abgetötet. Außerdem werden beispielsweise Fleischfasern durch das Garen bekömmlicher und bei manchen Gemüsearten die Nährstoffe besser verwertbar. Das gilt zum Beispiel für das Beta-Carotin in Möhren. Im Übrigen ist es in diesem Fall auch wichtig, die Möhren mit etwas Öl zuzubereiten, um die Aufnahme der Vitamine zu optimieren. Was man auch nicht unterschätzen sollte, ist unser individuelles Bedürfnis. Wenn es draußen kalt ist, mag man das Gemüse eher warm, zum Beispiel als Curry oder Suppe.  Während man im Winter geschmorten Rotkohl genießt, macht sich derselbe Kohl im Sommer als Krautsalat wunderbar auf dem Grillbuffet.”

Schonend gegartes Gemüse beinhaltet viele Vitamine und ist in vielen Fällen besser bekömmlich als rohes.
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Zeit gleich Energie

Grundsätzlich empfiehlt die Ernährungsexpertin Gemüse solange wie nötig und so wenig wie möglich zu garen, beispielsweise durch Dämpfen oder Dünsten in wenig Flüssigkeit.

„Eine tolle Möglichkeit sind außerdem asiatische Gerichte, bei denen zuvor kleingeschnittenes Gemüse in der Pfanne oder im Wok nur kurz unter Rühren gebraten wird. Innerhalb weniger Minuten ist das Gemüse gar, aber noch knackig.”

Grundsätzlich gilt es, alte Routinen zu hinterfragen. „Ein traditionelles Gericht, wie Grünkohl mit Pinkel auf niedersächsische Art, der stundenlang mit Schmalz geschmort wird, ist eine tolle Spezialität, die es aber eben auch nicht ständig geben muss, sondern vielleicht nur zu besonderen Anlässen. Wie gut Grünkohl beispielsweise im deutlich kürzer gegarten Curry mit Süßkartoffeln und Linsen schmeckt, muss man erstmal ausprobieren, um es sich dann anzueignen”, sagt Gabriela Freitag-Ziegler.

Ob einem Gemüse wie Grünkohl nur leicht gegart in ungewohnter Kombination mit beispielsweise Kichererbsen und Süßkartoffeln schmeckt, muss dann doch jeder für sich selbst entscheiden.
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Kein Dauerbrenner

Als wichtige Maßnahme empfiehlt sie beim Garen die Relationen zu beachten: „Wenn ich nur zwei Brötchen aufbacken möchte, stelle ich nicht den Ofen an, sondern verwende dafür den Toaster.” Man könne auch, wenn man beispielsweise ein Brot backt, die Energie dazu nutzen, um parallel bereits Ofengemüse mit zu rösten.

Apropos Backofen: „Die meiste Energie verbraucht der Backofen beim Vorheizen. Das ist eine traditionell übliche Vorgabe, oft mit dem Zweck, genaue Backzeiten angeben zu können. Sinnvoll ist das bei Rezepten wie Brot oder Pizza, wo Wert auf eine knusprige Kruste gelegt wird oder bei Blätterteig und ähnlichem Gebäck mit hohem Butteranteil. Ganz viele Rezepte aber, wie Nudelauflauf, Quiche, Ofengemüse oder auch Fisch benötigen überhaupt kein Vorheizen”, erklärt Freitag-Ziegler. Und wenn schon vorgeheizt werden muss, dann nimmt man vorher die Bleche raus, um sie nicht unnötig mit zu erhitzen.

Einer weiterer Energiespar-Tipp ist das Backen mit Umluft. Damit kann man die Temperatur nicht nur um 20° Celsius reduzieren im Vergleich zur Ober- und Unterhitze, sondern auch optimal mehrere Speisen gleichzeitig erhitzen, zum Beispiel Kartoffelspalten auf dem Blech parallel zum Braten. Energie lässt sich ebenfalls sparen, wenn man bis zu zehn Minuten vor Garzeit-Ende den Backofen abstellt, um die Restwärme zu nutzen, sofern der Backofen und vor allem seine Abdichtung intakt sind. In diesem Zusammenhang rät die Expertin: „Beim Backen bleibt die Ofenklappe geschlossen, wenn man sie nicht unbedingt öffnen muss! Das gilt zum Beispiel, wenn man mit einem Holzstäbchen prüfen möchte, ob der Rührkuchen gar ist. Wer regelmäßig das Frontglas reinigt, hat auch durch die geschlossene Tür eine gute Sicht auf die Speisen im Inneren.”

Nicht bei allen Rezepten ist ein Vorheizen nötig und wer Umluft verwendet, muss den Ofen nicht ganz so heiß einstellen.
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Auf jedem Topf sein Deckel

Nicht nur beim energieintensiven Ofen, sondern auch eine Etage darüber auf dem Herd, egal ob Elektro, Gas oder Induktion, lässt sich Energie sparen. „Kurz gesagt, muss der Topf zur Platte passen und der Deckel sollte nach Möglichkeit immer auf dem Topf liegen”, fasst sie zusammen. Wenn der Topf für die Herdplatte zu klein ist, wird unnötige Energie an den Raum abgegeben. Und auch auf dem Herd hat man die Möglichkeit durch vorzeitiges Abschalten die Restwärme des Herdes zu nutzen. Dies sei besonders sinnvoll bei stärkehaltigen Lebensmitteln, also Getreide wie Reis, die ohnehin beim Garen quellen müssen.

Letztes Jahr tauchte in den sozialen Medien im Zuge der Energiekrise eine energiesparende Pasta-Kochmethode auf. Die Ökotrophologin hat sie ausprobiert und gibt positives Feedback: „Zunächst kocht man Wasser im Wasserkocher, der prinzipiell energiesparender als der Kochtopf auf dem Herd ist. Das kochende Wasser gibt man in den Topf und lässt es ein weiteres Mal aufkochen. Dann kommt die Pasta hinzu, die man zwei Minuten kochen lässt. Danach stellt man die Herdplatte aus und lässt die Pasta im geschlossenen Topf gar ziehen solange wie angegeben auf der Verpackung, plus weitere zwei Minuten. Die genauen Zeiten sollte jeder für sich selbst ausprobieren, weil sie auch von der Qualität des Topfes abhängen, wie gut er die Wärme hält.” Bei der anderen Frage, ob das Wasser schneller kocht, wenn man Salz vorher oder hinterher dazu gibt, winkt sie ab: „Das macht keinen Unterschied, das einzige was man dazu sagen kann ist, dass sich Salz im kochenden Wasser besser auflöst.”

Der Wasserkocher ist energiesparender als der Kochtopf und kann z.B. für die Zubereitung von Pasta genutzt werden.
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Ordentlich Druck machen

Beim Kochen gibt es eine besondere Gerätschaft, die dabei hilft, Zeit und damit Energie zu sparen – den Schnellkochtopf. Die Expertin führt aus: „Wenn ich beispielsweise für einen Hummus über Nacht eingeweichte Kichererbsen im konventionellen Topf koche, benötige ich ungefähr eine Stunde. Im Schnellkochtopf verringert sich die Garzeit auf eine Viertelstunde, bedingt durch die höheren Temperaturen, die beim Druck entstehen. Außerdem kann ich beispielsweise, wenn ich einen Rote-Bete-Hummus essen möchte, die Knolle im Ganzen einfach direkt im Topf mit garen und dann hinterher schälen und verarbeiten. Im Internet findet man bei den Herstellern von Schnellkochtöpfen Tabellen über die individuellen Garzeiten von Gerichten im Schnellkochtopf. Grundsätzlich lässt sich mindestens die Hälfte an Zeit und Energie damit einsparen.”

Was die Uroma schon wusste

Und noch einen besonderen Trick hat die Ökotrophologin in petto: die Kochkiste. Sie erläutert: „Das war zur Zeit unserer Uromas absolut üblich und fester Bestandteil der Frankfurter Küche (Vorläufer der standardisierten Einbauküche). Dabei handelt es sich um eine isolierte Box, die optimal die Wärme hält. Man kocht das Gericht nach Rezept an und gibt den Topf dann in die Kochbox. Historisch gesehen war es so, dass zum Beispiel Arbeiterfrauen vor ihrer Schicht bereits Gerichte zubereiteten, um dann nach der Arbeit ein fertiges Mahl vorzufinden. Das ist besonders geeignet für Gerichte aus stärkehaltigen Lebensmitteln, etwa Milchreis. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem konventionellen Kochen ist, dass man nicht ständig rühren muss, um zu verhindern, dass der Milchreis anbrennt. Die etwa doppelte Zeit, die der Reis auf diesem Wege benötigt, erfordert lediglich etwas mehr Planung. Die Kochkiste eignet sich für viele andere Gerichte, die bei niedriger Temperatur lange garen müssen wie etwa Gulasch oder Linsensuppe.“

Wer keine Kochbox hat, kann auch eine alte Kühlbox zweckentfremden, da sie auch Wärme gut isoliert.
Foto: Gabriela Freitag-Ziegler

Nun hat man nicht unbedingt eine solche Kochbox im Haushalt. Gabriela Freitag-Ziegler hat zunächst eine ausrangierte Kühlbox dafür zweckentfremdet, indem sie den Kochtopf in ein Handtuch gewickelt hineingestellt hat. Hauptsache es isoliert. Inzwischen hat sie sich allerdings extra aus Südafrika einen dort gefertigten Kochsack bestellt, der nach exakt diesem Prinzip funktioniert. 

Von der traditionellen Praxis, den Topf einfach morgens in das noch warme Bett zu stellen, ist sie nicht ganz so überzeugt. „Dieser Trick stammt aus Zeiten, als man noch schwere Daunenbetten hatte, welche die Wärme wesentlich besser isolieren konnten als heutige leichte Bettdecken mit Kunststofffüllungen. Abgesehen davon ist es eine hygienische Frage. Wer es ausprobieren möchte, sollte vielleicht lieber Milchreis als Gulasch wählen.”

Bevor man sich aber eine Kochkiste oder einen Dampfdrucktopf kauft, empfiehlt die Ökotrophologin nach gebrauchten Möglichkeiten Ausschau zu halten. „Jedes neue Gerät bedeutet eben auch Energieverbrauch in der Produktion.”

Davon abgesehen findet man online für die Kochkiste auch Anleitungen zum Selberbasteln. Natürlich gibt es auch fertige Möglichkeiten, so bieten einige Händler einen sogenannten Isoliertopf an, der nach gleichem Prinzip funktioniert.

Angesichts der zahlreichen Tipps rät Gabriela Freitag-Ziegler, sich eine Liste in die Küche zu hängen, denn alte Gewohnheiten muss man erstmal überwinden. Zu guter Letzt hat die Fachfrau noch zwei Küchentipps zum Energiesparen jenseits des Garens: „Kontrollieren, ob der Kühlschrank auf die empfohlenen 6 bis 7 Grad Celsius eingestellt ist und ihn nie länger offenstehen lassen. Und die Spülmaschine schlägt beim Wasserverbrauch und in der Energiebilanz das Spülen von Hand – besonders im Eco-Modus. Sie sollte dazu aber nicht halbvoll, sondern nur gut gefüllt angestellt werden.”

Artikel-Teaserbild (oben): Daniel Krason – stock.adobe.com

About Johannes

Johannes schreibt seit 2019 als Reporter für lebensmittelmagazin.de. Seine Themenschwerpunkte sind Lebensmittelhandwerk, Lebensmittelindustrie und Gastronomie und hier besonders Nachhaltigkeit und Trends. Zudem ist er für die Berichte vor Ort zuständig.

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